©Foto: Günter Plewnia, FM
Anders als geplant, aber für mich genau das Richtige – Ich bin Referatsleiterin im Rechenzentrum der Finanzverwaltung
Mein Name ist Lilija Brener, ich bin 40 Jahre alt und in der Ukraine geboren und aufgewachsen. Ich arbeite als Informatikerin und Referatsleiterin im Rechenzentrum der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen. Hier leite ich ein großes Team von Programmierern, das IT-Dienstleistungen /IT-Services für alle deutschen Finanzverwaltungen entwickelt und betreut.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sah die Zukunft in der Ukraine nicht besonders rosig aus. Viele Menschen suchten damals ihr Glück in der Ferne. Meine Familie war schon größtenteils in die USA ausgewandert und der Rest sollte mit mir später folgen. Mit 15 Jahren lernte ich jedoch meinen zukünftigen Mann kennen, der die Pläne durcheinanderwirbelte. Seine Familie war gerade dabei, nach Deutschland zu ziehen und mein Mann sollte kurze Zeit später folgen. Ich stand also vor der Wahl mit meiner Familie in die USA zu gehen oder zu heiraten und meinem Mann nach Deutschland zu folgen. Natürlich war es auch damals nicht üblich mit 16 zu heiraten und auch mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Aber ich habe diese Entscheidung nicht bereut und jetzt kann ich auch sagen, dass es die richtige Entscheidung war.
Nach meinem Schulabschluss im Jahr 1993 verließ ich also mein Elternhaus und die Ukraine und zog nach Deutschland. Schon als Schülerin mochte ich die Mathematik und da lag der Wunsch nicht allzu fern, Informatikerin zu werden. Meinen Arbeitsalltag stellte ich mir allerdings recht einseitig vor: programmieren – und sonst nichts.
Der Weg zur Informatikerin war nicht immer ganz einfach. Natürlich gab es anfangs sprachliche Hürden. Nebenbei musste ich eine Studienqualifikation erlangen, ein Studium absolvieren und mich um meine wachsende Familie kümmern. Selbst mit der Unterstützung meiner Schwiegereltern war mein Tag immer bis in die Abendstunden gut gefüllt und während des Studiums war auch die ein oder andere Nachtschicht erforderlich. Das hat viel Kraft in Anspruch genommen, war aber immer wieder mit Erfolgsmomenten für mich verbunden.
Die Wahl der Finanzverwaltung als zukünftigen Arbeitgeber fiel mir dagegen nicht sehr schwer. Die große Informatikwelle war nach dem Jahrtausendwechsel zwar etwas abgeflaut, aber es gab immer noch viele potenzielle Arbeitgeber. Ich hatte dann das Glück, dass die Finanzverwaltung nach vielen Jahren erstmals wieder Informatikerinnen und Informatiker einstellte und die Stellenbeschreibung klang vielversprechend. Auch wenn das Rechenzentrum ein Teil der Finanzverwaltung ist, sage ich immer dazu, dass ich im Rechenzentrum arbeite. Die meisten stellen sich nämlich unter Finanzverwaltung nur die Finanzämter vor und ich muss gestehen, dass ich noch nie einen Fuß in ein Finanzamt gesetzt habe.
Trotzdem lernt man schnell das kennen, was die Kolleginnen und Kollegen in den Finanzämtern bewegt. So begann meine Karriere in der Finanzverwaltung mit dem Testen von Fachprogrammen für die Finanzämter. Mit Teilzeit und einem Heimarbeitsplatz konnte ich meine Arbeit so koordinieren, dass genug Raum für meine Familie blieb. Später wuchsen aber auch die Herausforderungen im Rechenzentrum. Dort hatte ich mich zwischenzeitlich so bewährt, dass ich meine erste Projektleitung übernahm. Auch wenn ich früher nicht gedacht hätte, dass ich einmal als Migrantin in der Verwaltung sogar Führungsaufgaben übernehmen würde, konnte ich mir das in der Finanzverwaltung nach und nach erarbeiten. Mein Mann sagt heute: „Das lag schon immer in Dir“.
Als ich meine Karriere in der Finanzverwaltung begann, gab es hier noch sehr wenige Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund; gerade aus dem russischsprachigen Raum. Vielleicht konnte ich mir auch aus diesem Grund nicht vorstellen, dass ich die Gelegenheit haben würde, mich zu beweisen und weiter aufzusteigen. Meine Herkunft war jedoch nie ein Thema und auch nicht bei anderen Kolleginnen und Kollegen; vielleicht abgesehen von einigen sprachlichen Schwierigkeiten. Im Laufe der Zeit sind immer mehr Kolleginnen und Kollegen dazugekommen, deren Wurzeln außerhalb von Deutschland liegen. Die Verwaltung spricht sogar ausdrücklich junge Menschen mit Migrationshintergrund für einen Beruf im öffentlichen Dienst an.
Heute programmiere ich nicht mehr selber, auch wenn ich mir früher nichts anderes vorgestellt habe. Vielmehr liegt mein Aufgabenschwerpunkt in der Organisation. Ich leite ein Referat mit 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Jeden Tag stehen Besprechungen an, es muss vermittelt, abgestimmt und entschieden werden. Auch Konflikte bleiben da nicht aus; sei es intern oder auch in der Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen und Verwaltungen. Das ist nicht immer stressfrei, aber gerade das macht für mich die Herausforderung des Berufes aus. Die Abwechslung, die meinen Beruf heute für mich so interessant macht, fehlte in meinen anfänglichen Träumereien. Zum Glück ist sie aber nicht ausgeblieben.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sah die Zukunft in der Ukraine nicht besonders rosig aus. Viele Menschen suchten damals ihr Glück in der Ferne. Meine Familie war schon größtenteils in die USA ausgewandert und der Rest sollte mit mir später folgen. Mit 15 Jahren lernte ich jedoch meinen zukünftigen Mann kennen, der die Pläne durcheinanderwirbelte. Seine Familie war gerade dabei, nach Deutschland zu ziehen und mein Mann sollte kurze Zeit später folgen. Ich stand also vor der Wahl mit meiner Familie in die USA zu gehen oder zu heiraten und meinem Mann nach Deutschland zu folgen. Natürlich war es auch damals nicht üblich mit 16 zu heiraten und auch mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Aber ich habe diese Entscheidung nicht bereut und jetzt kann ich auch sagen, dass es die richtige Entscheidung war.
Nach meinem Schulabschluss im Jahr 1993 verließ ich also mein Elternhaus und die Ukraine und zog nach Deutschland. Schon als Schülerin mochte ich die Mathematik und da lag der Wunsch nicht allzu fern, Informatikerin zu werden. Meinen Arbeitsalltag stellte ich mir allerdings recht einseitig vor: programmieren – und sonst nichts.
Foto: Privat
Der Weg zur Informatikerin war nicht immer ganz einfach. Natürlich gab es anfangs sprachliche Hürden. Nebenbei musste ich eine Studienqualifikation erlangen, ein Studium absolvieren und mich um meine wachsende Familie kümmern. Selbst mit der Unterstützung meiner Schwiegereltern war mein Tag immer bis in die Abendstunden gut gefüllt und während des Studiums war auch die ein oder andere Nachtschicht erforderlich. Das hat viel Kraft in Anspruch genommen, war aber immer wieder mit Erfolgsmomenten für mich verbunden.
Die Wahl der Finanzverwaltung als zukünftigen Arbeitgeber fiel mir dagegen nicht sehr schwer. Die große Informatikwelle war nach dem Jahrtausendwechsel zwar etwas abgeflaut, aber es gab immer noch viele potenzielle Arbeitgeber. Ich hatte dann das Glück, dass die Finanzverwaltung nach vielen Jahren erstmals wieder Informatikerinnen und Informatiker einstellte und die Stellenbeschreibung klang vielversprechend. Auch wenn das Rechenzentrum ein Teil der Finanzverwaltung ist, sage ich immer dazu, dass ich im Rechenzentrum arbeite. Die meisten stellen sich nämlich unter Finanzverwaltung nur die Finanzämter vor und ich muss gestehen, dass ich noch nie einen Fuß in ein Finanzamt gesetzt habe.
Trotzdem lernt man schnell das kennen, was die Kolleginnen und Kollegen in den Finanzämtern bewegt. So begann meine Karriere in der Finanzverwaltung mit dem Testen von Fachprogrammen für die Finanzämter. Mit Teilzeit und einem Heimarbeitsplatz konnte ich meine Arbeit so koordinieren, dass genug Raum für meine Familie blieb. Später wuchsen aber auch die Herausforderungen im Rechenzentrum. Dort hatte ich mich zwischenzeitlich so bewährt, dass ich meine erste Projektleitung übernahm. Auch wenn ich früher nicht gedacht hätte, dass ich einmal als Migrantin in der Verwaltung sogar Führungsaufgaben übernehmen würde, konnte ich mir das in der Finanzverwaltung nach und nach erarbeiten. Mein Mann sagt heute: „Das lag schon immer in Dir“.
Als ich meine Karriere in der Finanzverwaltung begann, gab es hier noch sehr wenige Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund; gerade aus dem russischsprachigen Raum. Vielleicht konnte ich mir auch aus diesem Grund nicht vorstellen, dass ich die Gelegenheit haben würde, mich zu beweisen und weiter aufzusteigen. Meine Herkunft war jedoch nie ein Thema und auch nicht bei anderen Kolleginnen und Kollegen; vielleicht abgesehen von einigen sprachlichen Schwierigkeiten. Im Laufe der Zeit sind immer mehr Kolleginnen und Kollegen dazugekommen, deren Wurzeln außerhalb von Deutschland liegen. Die Verwaltung spricht sogar ausdrücklich junge Menschen mit Migrationshintergrund für einen Beruf im öffentlichen Dienst an.
Heute programmiere ich nicht mehr selber, auch wenn ich mir früher nichts anderes vorgestellt habe. Vielmehr liegt mein Aufgabenschwerpunkt in der Organisation. Ich leite ein Referat mit 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Jeden Tag stehen Besprechungen an, es muss vermittelt, abgestimmt und entschieden werden. Auch Konflikte bleiben da nicht aus; sei es intern oder auch in der Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen und Verwaltungen. Das ist nicht immer stressfrei, aber gerade das macht für mich die Herausforderung des Berufes aus. Die Abwechslung, die meinen Beruf heute für mich so interessant macht, fehlte in meinen anfänglichen Träumereien. Zum Glück ist sie aber nicht ausgeblieben.